Schreiben kann eine einsame Sache sein, muss es aber nicht.
Oft wirft die fehlende Resonanz auf den geschriebenen Text viele Fragen auf: Ist es gut, was ich da schreibe? Nützt es jemandem? Will das überhaupt jemand lesen? Ist es nicht schon tausendmal geschrieben worden? Wie kann ich in meinem Schreiben besser werden? Warum schreibe ich überhaupt? „Wer bin ich als AutorIn?“
Und deshalb gibt es die Ulmer AutorInnen. Wir sind ein Zusammenschluss schreibender Menschen aus Ulm und darüber hinaus.
Jeden 1. Freitag im Monat treffen wir uns um 18:30h im Raum "Denkfabrik" (3.Stock) in der Familienbildungsstätte in Ulm zu unseren sogenannten WERKSTATTGESPRÄCHEN.
Zu Beginn dieser Werkstattgespräche geht es kurz um Organisatorisches aus dem aktuellen Vereinsleben. Dann aber geht es vor allem um das geschriebene Wort. Mehrere AutorInnen haben die Möglichkeit Texte vorzutragen. Diese werden durch die Anwesenden kritisch hinterfragt und es werden konstruktive Vorschläge zur Überarbeitung und Gestaltung angeboten. Ziel hierbei ist, die Freude am Schreiben zu fördern und den eigenen Schreibstil weiter zu entwickeln.
Ganz wichtig und einen hohen Stellenwert haben die organisierten Lesungen, bei denen wir unsere Texte einem Publikum präsentieren. Diese Lesungen finden an unterschiedlichsten Orten statt (Buchhandlungen, Museen, Stadthaus, Wilhelmsburg, Gefängnis, im Rahmen der Kulturnacht, etc.). Jedes Mal sind dieses Lesungen eine tolle Erfahrung, bei denen es zu interessanten Begegnungen und Gesprächen kommt.
Darüber hinaus bieten wir für unsere Mitglieder jedes Jahr einen mehrtägigen Workshop mit kompetenten ReferentInnen zu Lyrik oder Prosa oder aber zur Verbesserung der Vorlesetechnik an. Alle paar Jahre geben wir vom Verein eine Anthologie mit neuen Texten heraus.
Buchvorstellung "BEI ANRUF WORT"
Kurzer Bericht zu unserer Lesung
Erst mal muss ein Buch geschrieben sein. Dieses neueste Buch: BEI ANRUF WORT, entstand zwar im „stillen Kämmerlein“, durch zwei AutorInnen, aber die Umstände waren etwas Besonderes. Deshalb hier kurz zur Vorgeschichte. Wir zwei AutorInnen, Adi Hübel und Dietmar Herzog, schreiben seit vielen Jahren. Ich veröffentlichte in den letzten Jahren neben mehreren Gedichtbänden einige Romane, u.a. HANNAH, oder auch DER LETZTE SOMMERTAG. Dietmar Herzog, bekannt auch als Bildender
Künstler, veröffentlichte in der letzten Zeit, Lyrik, mehrere Donau-Bildbände und das Buch KÖNIGIN DONAU UND IHRE KINDER.
Dann kam die Zeit von Corona mit Distanz und Abstinenz. Um die Kreativität nicht ganz zum Versiegen zu bringen, hatten wir eine geniale Idee: Wir wollten uns
gegenseitig kleine Aufträge für Kurzgeschichten erteilen. So schrieben wir
wöchentlich zwei Kurzgeschichten `auf Ansage´. Das heißt, abwechselnd nannte
eine*r von uns dem anderen am Telefon einen Oberbegriff und die Angesprochene
musste ganz spontan einen dazugehörenden Unterbegriff sagen. Dieser
zweitgenannte Begriff gab das Thema der zu schreibenden Kurzgeschichte vor.
Unser Fundus ist In den Corona-Monaten auf je 42 Kurzgeschichten angewachsen.
Ein Geschichten-Marathon!
Wie man sich denken kann wechseln die Protagonistinnen und Protagonisten in
jeder Geschichte. Da tummelt sich ein Kaminkehrer auf dem Dach, ein Kommissar ist
mit einem unlösbaren Fall konfrontiert, ein junges Mädchen trifft im Park auf ihre
heimliche Liebe und ein kleiner Junge wächst buchstäblich über sich hinaus, bis
sogar der Mond in greifbare Nähe rückt. Das Alter reicht vom jungen Mädchen bis
zur Großmutter, vom jugendlichen Reisenden bis zum Greis.
Neben einer realistischen Betrachtungsweise alltäglicher Ereignisse, werden auch fiktive und
märchenhafte Geschehnisse beschrieben. Beschreibungen vom Erwachsenwerden, von
Versuchen, das Leben zu meistern, vom Verlangens nach Liebe und beruflichem Scheitern
nehmen die Lesenden hinein in eine vielfältige Welt, so vielfältig wie das Leben selbst.
Als die Veröffentlichung anstand, erhielten wir vom Programm NEU START KULTUR
eine Förderung für unser Projekt und fanden unseren Verlag.
Dieses Buch: BEI ANRUF WORT – 42 GESCHICHTEN AUF ANSAGE, wollten wir
bei der Museumsgesellschaft Ulm vorstellen. Allerdings würden wir nicht einfach
einige Geschichten auswählen, sondern wollten die Vorstellung ganz besonders
gestalten.
Zunächst engagierten wir zwei uns bekannte MusikerInnen, Gudrun Roth, Cellistin
und Josef Ekemen, Pianist. Sie konnten sich ihre Musikstücke selbst auswählen, da
wir unsere Geschichten, die wir präsentieren würden, erst selbst noch erfahren
würden und zwar durch das Publikum.
Wir boten den Eintretenden (ca. 60 BesucherInnen) an, aus einem Behälter ein Los
zu ziehen. Sechs Gewinne waren versteckt: 3 Buchgewinne und 3mal die
Möglichkeit, sich Geschichten zu wünschen. Das klappte dann ganz wunderbar.
Wir wurden zunächst begrüßt durch Herrn Rinkel, den Leiter der
Museumsgesellschaft, dann kam das 1. Musikstück und dann erklärten wir unser
Projekt. Das war dann auch für uns spannend, was die BesucherInnen auswählen
würden.
In der Pause konnten die Gäste Bücher kaufen, die wir auch signierten. Nach zwei
Stunden insgesamt mit Lesung und klassischer Musik, gingen die BesucherInnen
beschwingt hinaus in eine währenddessen verschneite Welt. Erfreulich war, dass es
viele positive Rückmeldungen gab, sowohl zur Musik, als auch zu den Geschichten
und zum Vortrag.
Wir freuen uns schon auf unsere nächste Lesung in Kulturbuchhandlung Jastram, in
Ulm.
Bericht geschrieben von Adi Hübel